In den letzten Jahrzehnten kam es, durch die Weiterentwicklung der Informations-Technologie (IT), zu neuen Formen der Kommunikation, wie z.B. durch Text-Nachrichten (SMS), oder über soziale Netzwerke (z.B. Facebook, Twitter). Laut Studien, ist ein Großteil der Jugendlichen bereits im Internet und sind Mitglieder einer solchen sozialen Plattform. So berichteten z.B. Lehnart und Kollegen (2011), dass in ihrer Studienpopulation, bestehend aus amerikanischen Jugendlichen, im Alter von 12 bis 17 Jahren, 80% der Teilnehmer an der Studie, Mitglieder einer sozialen Plattform waren. Diese Plattformen, bzw. andere Formen der Mitteilung von Text- oder Bild-Nachrichten, können jedoch auch aktiv zum Mobbing von anderen Personen eingesetzt werden.
Cybermobbing, bzw. im Englischen auch als Cyberbullying bezeichnet, beschreibt, im Zusammenhang mit der Nutzung von aktuellen IT-Technologien, folgendes pathologisches Verhalten: Die Nutzung von Telekommunikations- oder Computersystemen, von einer oder mehreren Personen (Gruppe), um andere Personen, über einen längeren Zeitraum hinweg, zu verletzen oder in ihrer Lebensqualität und Lebensführung zu beeinträchtigen. Obwohl sich die meisten Untersuchungen mit dem Vorkommen dieses Phänomens bei Kindern und Jugendlichen beschäftigen, kommt dies auch bei Erwachsenen vor.
Savage und Kollegen (2015), berichten, dass Häufigkeitsstudien für Cybermobbing bei Jugendlichen, unterschiedliche Ergebnisse lieferten. Somit wurde für Jugendliche, über eine Häufigkeit von 20% bis 40% Opfer von Cybermobbing zu werden, sowie über eine Häufigkeit von 4% bis 35% aktiv als Täter Cybermobbing zu betreiben, berichtet. Häufigkeitsdaten für Erwachsene liegen nicht vor.
Einige Wissenschaftler weisen auf eventuelle Geschlechtsunterschiede hin, wobei aber die Ergebnisse widersprüchlich sind. Es soll hier darauf hingewiesen werden, dass Untersuchungen gezeigt haben, dass Cybermobbing-Opfer eher Mädchen/Frauen, als Buben/Männer, sind. Interessanterweise behaupten einige Forscher, dass auch eher Mädchen/Frauen, als Buben/Männer, Cybermobbing-Täter sind. Dies soll daran liegen, dass Cybermobbing eine „indirekte Aggressionsform“ darstellt, welche eher der Aggressionsverarbeitung bei Frauen, als bei Männern (eher „direkte Aggressionsformen“), entspricht. Interessant ist auch, dass, wie manche Forscher fanden, einige der Opfer in die Täter-Rolle wechseln, sowie einige der Täter zum Opfer werden. Dieser fließende Übergang, zwischen Täter- und Opfer-Rolle, erschwert auch die Erforschung dieses Phänomens.
Cybermobbing und psychiatrische Symptome
Mehrere Studien berichteten über das Vorkommen von psychiatrischen Erkrankungen und Symptomen (u.a. Depression, soziale Phobie, Selbstwertverminderung), bei Cybermobbing-Opfern. Ein möglicher kausaler (Symptom-Ursache) Zusammenhang, ist jedoch weiterhin unklar, nämlich, ob eine psychische Erkrankung, oder psychische Symptome, bereits vor dem Cybermobbing, vorhanden waren oder diese, als Folge des Cybermobbings, aufgetreten sind. Weitere Folgen, wie die Entwicklung von körperlichen Symptomen (z.B. Kopfschmerzen, Körperschmerzen), Schlafstörungen, oder von anderen problematischen Verhaltensweisen (Rauchen, Alkoholkonsum), wurde bei Cybermobbing-Opfern berichtet.
Cybermobbing und Gesetzeslage
In Österreich ist Cybermobbing seit 01.01.2016 strafbar (Strafgesetzbuch §107c). Bei Verstoß gegen diese Strafbestimmung, ist mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr, oder mit Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen, zu rechnen. Falls Cybermobbing zu Selbstmord oder einem Selbstmordversuch des Opfers führt, ist das Strafmaß höher gesetzt, nämlich eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.
Um zu verhindern, dass es zu Cybermobbing kommt, wurden einige Präventionsmaßnahmen ins Leben gerufen. Solche sind das aktive Ansprechen von Cybermobbing, sowie die Implementierung von speziell für die Prävention von Cybermobbing entwickelten Programmen, im Rahmen des Unterrichts von Schülern und Jugendlichen. Zusätzlich soll hier die Erstellung, seitens vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung oder anderen Hilfsorganisationen, von Internet-Seiten zum Thema, mit Ziel der Betroffenen, aber auch Thema-Interessierten, Information darüber zur Verfügung zu stellen, erwähnt werden.
Beispiele:
Bleib Fair Initiative: https://www.bleibfair.at/; oder
Rat auf Draht: https://www.rataufdraht.at/themenubersicht/handy-internet/was-tun-gegen-cyber-mobbing
Safer Internet Initiative: https://www.saferinternet.at
Auf die Webseite der Safer Internet Initiative, werden auch Tipps, wie man mit Cybermobbing, als Opfer, oder auch als Beobachter, umgehen soll, angeboten
(siehe: https://www.saferinternet.at/cyber-mobbing/tipps/).
Es soll abschließend noch einmal betont werden, dass Opfer und Täter von Cybermobbing, sowohl Kinder und Jugendliche, als auch Erwachsene Personen sein können. Wissenschaftlich wäre zukünftig auch interessant, sich auf die Rolle der Zuschauer/Mitwisser von Cybermobbing-Prozessen und deren Verhalten, zu fokussieren. Besonders bei diesem gruppendynamischen Prozess, wo es um die Verteilung von Machtverhältnissen geht, kann das Verhalten von Zuschauern/Mitwissern von Cybermobbing, eine wesentliche Rolle spielen.
Quellen:
§107c Strafgesetzbuch:
https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Dokumentnummer=NOR40177258
Bleib Fair Initiative: https://www.bleibfair.at/
Lenhart A., Madden M., Smith A., et al. (2011) Teen, kindness and cruelty on social networking sites: how American teens navigate the new world of “digital citizenship”. Online auf: http://www.pewinternet.org/2011/11/09/teens-kindness-and-cruelty-on-social-network-sites/ abrufbar (20.02.2018).
Rat auf Draht: https://www.rataufdraht.at/themenubersicht/handy-internet/was-tun-gegen-cyber-mobbing
Safer Internet Initiative: https://www.saferinternet.at
Savage M.W., Jones S.E., Tokunaga R.S. (2015) Cyberbullying – A Mental Health Perspective. In Mental Health in the digital age. Eds. Aboujaoude E. und Starcevic V. Oxford University Press, 2015.
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