Bereits Hippokrates von Kos (der als „Vater der modernen Medizin“ gilt, gelebt um 460 v. Chr.), äußerte sich zur Heilwirkung der Sonne. Seit diesem Zeitpunkt wurde über die positive Anwendung von Lichttherapie bei verschiedenen Krankheitsbildern berichtet. Zusätzlich kam es zu Forschungsarbeiten, welche sich mit dem Einfluss des Sonnenlichtes auf unsere Chronobiologie („die innere Uhr“) und die damit verbundenen Rhythmen („zirkadian Rhythmen“) beschäftigten. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts beschrieb eine Forschungsgruppe rund um Rosenthal erstmalig die saisonal abhängige Depression, als eine Sonderform der rezidivierenden depressiven Störung. Hauptmerkmal dieser Subform der Depression ist das Vorkommen der depressiven Symptomatik in den Herbst/Winter-Monaten (von Oktober bis März) und deren Remission in den Frühlings/Sommer-Monaten.
Symptome einer Herbs/Winter-Depression
Die häufigsten Symptome, worunter Patienten mit einer saisonal abhängigen Depression leiden, sind folgende:
- depressive Stimmungslage (wobei sich das Ausmaß der Depressivität oft im Verlauf der Herbst/Winter Monate sukzessiv steigert),
- Energielosigkeit,
- Angst,
- Tagesmüdigkeit,
- vermehrtes Schlafbedürfnis,
- vermehrter Appetit (wobei auch ein verminderter Appetit vorkommen kann),
- Heißhunger auf kohlenhydratreiche Nahrung (wie z.B. Cerealien, Nudelgerichte oder Süßigkeiten),
- Einschränkung der Leistungsfähigkeit in der Arbeit,
- Reduktion der Libido,
- erhöhte Irritabilität,
- sozialer Rückzug.
Als Ursache für das Vorkommen, der oben beschriebenen saisonal vorkommenden Symptomatik, werden einerseits Veränderungen bei der Chronobiologie und dem Melatoninsystem der betroffenen Patienten angenommen und andererseits Veränderungen der serotonergen und katecholaminergen Systeme im Gehirn in Verbindung gebracht.
Im Rahmen von klinischen Studien konnte die Effektivität der Lichttherapie, als Therapieform für diese Sonderform der Depression, gezeigt werden. Die Lichttherapie konnte aber auch eine Wirkung bei nicht saisonalen Depressionsformen aufweisen, wobei aber der Therapie-Effekt geringer, als bei der saisonal abhängigen Depression
war. Mittlerweile gibt es auch Behandlungsberichte über die Anwendung von Lichttherapie bei ADHS oder Alzheimer-Patienten.
Lichttherapie - Was versteht man darunter?
Der Begriff "Lichttherapie", beschreibt die Administration von hellem weißem fluoreszierendem Licht – das das gesamte sichtbare Spektrum, außer dem ultravioletten Teil, beinhaltet, zur Behandlung einer beim Patienten vorkommenden depressiven Symptomatik. Die Dauer der Lichttherapie richtet sich nach der gemessenen Licht-Stärke (gemessen in Lux) des jeweiligen Lichttherapiegerätes, in Augenhöhe des Patienten. In der Literatur wird empfohlen, bei einer Lichtstärke von 10.000 Lux, eine 30minutige Anwendung, wobei bei einer Lichtstärke von 2.500 Lux, eine Therapiedauer von 2 Stunden, empfohlen wird.
Um ein Gefühl für die Lichtstärke zu bekommen, wird hier die Beleuchtungsstärke (in Lux) bei alltäglichen Situationen beschrieben: Zuhause durch Zimmerbeleuchtung 100 Lux oder weniger; am Arbeitsplatz durch mehrere Neonlampen 300-500 Lux; bei einem regnerischen Tag und Aufhalten im Freien 2.000 Lux; direktes Sonnenlicht im Sommer 50.000 – 100.000 Lux.
Bereits in 3 bis 4 Tagen kann bei einer täglichen Anwendung der Lichttherapie ein antidepressiver Effekt eintreten. Wichtig ist jedoch eine kontinuierliche Behandlung während der gesamten Herbst/Winterzeit, da bei einer Unterbrechung der Lichttherapie mit einem erneuten Auftreten der depressiven Symptomatik zu rechnen ist. Obwohl selten von Nebenwirkungen der Lichttherapie berichtet wurde, können, meist kurzdauernde, Symptome, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Gereiztheit oder Augenbrennen, auftreten. Diese Symptome klingen spätestens nach einigen Tagen wieder ab, bzw. können bei Verringerung der Lichtdosis reduziert werden.
Quellen:
Bassa D., Canazel M., Hinterhuber H., Weiss E.M. (2013) Lichttherapie: Zum Stand der aktuellen Forschung, Neuropsychiatrie, Sept. 2013, Vol 27, Issue 3, pp 142-148
Konstantinidis A. und Winkler D. (2004) Lichttherapie: Parameter und praktische Hinweise zur Anwendung. Aus dem Buch: Herbst-/Winterdepression und Lichttherapie, Herausgeber Kasper S. und Möller H.J., Springer Verlag Wien, 2004, Seiten 133-144.
Winkler D. und Konstantinidis A. (2004) Klinisches Erschienungsbild der Herbst-Winterdepression. Aus dem Buch: Herbst-/Winterdepression und Lichttherapie, Herausgeber Kasper S. und Möller H.J., Springer Verlag Wien, 2004, Seiten 13-22.
Konstantinidis A., Stastny J. und Neumeister A. (2004) Neurochemie und Depletionsuntersuchungen. Aus dem Buch: Herbst-/Winterdepression und Lichttherapie, Herausgeber Kasper S. und Möller H.J., Springer Verlag Wien, 2004, Seiten 253-271.
Hilger E. (2004) Lichttherapie bei SAD und S-SAD. Aus dem Buch: Herbst-/Winterdepression und Lichttherapie, Herausgeber Kasper S. und Möller H.J., Springer Verlag Wien, 2004, Seiten 65-77.
Wirz-Justice A., Bromundt V. (2013) Lichttherapie. Schlaf, 2013, 2: 20-29.
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