Umgang mit Schlafstörungen

Schlafstörungen sind häufig, wobei die Ursachen dafür sehr unterschiedlich sind. Besonders bei psychiatrischen Erkrankungen, kommen Schlafstörungen, als Begleitsymptom der jeweiligen Erkrankung, vor. Laut einer epidemiologischen Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), fand sich eine lineare Steigerung des Vorkommens einer Schlafstörung mit höherem Lebensalter. So wurde bei der Altersgruppe von 11-16-Jahren, eine Prävalenz (Prävalenz: Häufigkeit einer Erkrankung) von Schlafstörungen von 10-15% gefunden, während man bei der mittleren Altersgruppe, ein Vorkommen von 20% fand. Zusätzlich fand die Studie heraus, dass 1/3 der Personen, die älter als 65 Jahre waren, an einer Schlafstörung litten.

 

Eine Möglichkeit Schlafstörungen zu behandeln, ist die Einhaltung von Schlafhygiene-Regeln. Wie Wilkening, 2011, schreibt, versteht man unter Schlafhygiene alle Maßnahmen und Verhaltensweisen, die einen guten und erholsamen Schlaf fördern. Die Befolgung und Einhaltung dieser Maßnahmen und Verhaltensweisen, gelten besonders für alle, die an einer Schlafstörung leiden. Das Nicht-Einhalten dieser Maßnahmen ist, laut Hirscher und Riemann, eine häufige Ursache für die Therapieresistenz von Schlafstörungen.

 

Im Folgenden wollen wir einige dieser Maßnahmen, sowie Verhaltensweisen, näher betrachten.


Der Mensch ist, wie alle Lebewesen, ein rhythmisches Wesen. Anhand von exogenen Rhythmen, wie Licht-Dunkel-Wechsel, oder Wechsel der Jahreszeiten, oder Wechsel zwischen Ebbe und Flut, kommt es zu einer Anpassung unseres eigenen endogenen körperlichen Rhythmus. Dieser kontrolliert unsere Aktivitäts- sowie Ruhephasen, beeinflusst aber auch die Abwicklung von physiologischen Prozessen in unserem Organismus, wie z.B. die Ausschüttung des Wachstumshormons oder von Melatonin. Der Schlaf ist, wie Saletu und Saletu-Zyhlarz in ihrem Buch: „Was Sie schon immer über Schlaf wissen wollten“ schreiben, ein rhythmisch wiederkehrender Vorgang, im Rahmen unseres zirkadianen Rhythmus. Unter einem zirkadianem Rhythmus, versteht man eine Rhythmik, die etwa einen Tag beträgt. Obwohl die Schlafdauer je nach Alter unterschiedlich ist, ist sie großteils stabil. Somit hat ein Erwachsener einen zirkadianen Rhythmus, welcher aus 16 Stunden Wachheit und 8 Stunden Schlaf besteht. Daher führt eine Verkürzung oder Verlängerung des Schlafes, durch Änderung der Schlafzeit und Aufstehzeit, zu einer Störung dieser Rhythmik. Eine regelmäßige Störung dieser Rhythmik, führt zu Schlafstörungen. Auch eine Änderung der Schlaf- und Aufwachzeiten tageweise, wie z.B. am Wochenende, können zu deutlichen Schlafproblemen führen.

 

Genau auf diesem Phänomen beruht auch, die von vielen bereits erlebte Derhythmisierung, durch längeres oder kürzeres Ausschlafen am Wochenende. Deswegen sollte man, unabhängig des Wochentages, auf die Beibehaltung einer regelmäßigen Schlaf- und Aufwachzeit, welche einen adäquaten Schlaf garantiert und zu unserem Lebensalltag passend ist, achten. Besonders Personen mit Schlafstörungen, sollten diese Verhaltensweise einführen, da dies die Möglichkeit einer Rerhythmisierung des körpereigenen zirkadianen Rhythmus erlaubt.

 

Berufe, wo Schichtdienst bzw. Nachtdienst besteht, können durch die regelmäßig wechselnden Arbeitszeiten, u.a. zu Schlafstörungen führen. Auch Reisen, wo eine oder mehrere Zeitzonen schnell überquert werden, so dass der Körper sich nicht adäquat an die neuen Zeitzonen adaptieren kann, können zu Schlafstörungen führen (Jetlag). Eine Abweichung der Schlaf- und Aufstehzeit um 30 Minuten, hat fast kaum Einfluss auf unsere zirkadiane Rhythmik. 


Kein Tagschlaf.


Obwohl man durch das Einhalten von Tagesschläfchen, angehäufte Schlafschulden (als Schlafschulden bezeichnet man die angesammelten Stunden, um die man weniger, als üblich geschlafen hat), ausgleichen kann, können diese beim Aufwachen auch zu Schlaftrunkenheit führen und insgesamt zu einer Verstörung, des oben erwähnten zirkadianen Rhythmus. Von Relevanz ist auch die Dauer des „Tagesschläfchens“. Somit kann ein bis zu 45 Minuten maximal dauerndes Schläfchen, zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Wachheit, bei diesen Personen, bis zu sechs Stunden führen. Andererseits kann das Schlafen am Tag, zu einer Beeinträchtigung des Nachtschlafes führen. Dies ist besonders häufig, wenn der Tagschlaf in den frühen Abendstunden erfolgt. Um eine weitere Verstörung des zirkadianen Rhythmus zu vermeiden und seine Rerhythmisierung erlauben zu können, sollten Personen mit Schlafstörungen, ganz auf den Tagschlaf verzichten.


Mehrere Untersuchungen zeigten die negative Wirkung von Nikotin / Rauchen auf den Schlafrhythmus. Besonders die stimulierende Wirkung von Nikotin, kann zur Erhöhung der Wachsamkeit führen und dadurch zu einer Störung des zirkadianen Rhythmus. Wetter und Young, 1994, fanden in einer groß angelegten Studie heraus, dass Raucher, im Vergleich zu Nicht-Raucher, ein zweifach höheres Risiko für Schlafstörungen aufwiesen (meistens Einschlafstörungen oder Tagesschläfrigkeit).

 

Aber auch andere Erkrankungen (wie z.B. periodische Beinbewegungen oder Schlafapnoesyndrom), außer den Schlafstörungen, wurden mit dem Rauchen in Zusammenhang gebracht. Diese erlebten Symptome, sowie Erkrankungen, werden durch die Wirkung des Nikotins, auf zentralen neurochemischen Prozessen im Gehirn, über eine Reihe von unterschiedlichen, aber spezifischen Rezeptoren, wie z.B. die a7- und a4b2-nikotinergen Acetylcholinrezeptoren, erklärt. Inwieweit jedoch ein Entzug auf diese Systeme wirkt, nämlich ob es zu einer Unterdrückung bei der Ausschüttung der entsprechenden Hormone (Supprimierung), oder zu einer überschießenden Produktion (Rebound-Phänomen) kommt, ist noch unklar. Es wurde jedoch herausgefunden, dass ein Nikotin-Entzug Einfluss auf den Schlafrhythmus hat. Wie stark dieser Einfluss ist, hängt, wie Jähne et al., 2010, schreiben, von der Stärke der Tabak-Abhängigkeit, aber auch von der Intensität anderer Entzugssyndrome und dem individuellen Nikotinspiegel, ab.   


Weitere Verhaltensweisen und Maßnahmen, zur Förderung eines guten und erholsamen Schlafes, werden in einem zukünftigen Blog-Artikel auf dieser Seite veröffentlicht. 


Quellen:

Hirscher V. und Riemann D., (2011). Schlafstörungen. In M. Hautzinger (Hrsg.), Kognitive Verhaltenstherapie. Behandlung psychischer Störungen im Erwachsenenalter, Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union, 231-250.

Imboden C., 2017. Schlaf als Therapieziel in der Psychiatrie. Psychiatrie und Neurologie 5/17, 13-15.

Jähne A., Cohrs S., Rodenbeck A., et al., 2010. Nikotin – Einfluss auf den Schlaf und Relevanz für Psychiatrie und Psychotherapie. Der Nervenarzt, 81: 844-859.

Kasper S., Hofmann P., Erfurth A., et al.., 2012. Schlafstörungen bei psychiatrischen Erkrankungen. CliniCum neuropsy. Sonderausgabe November 2012.

Müller T. Was kann ich tun, wenn ich nicht schlafen kann? Regeln zum besseren Schlafen, Internetquelle:

http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/wwu/kinderuni/schlafregeln.pdf

Saletu B. und Saletu-Zyhlarz G., 2001. Was Sie schon immer über Schlaf wissen wollten. Ueberreuter Verlag, Wien, 2001.

Wilkening R., 2011. Regeln des gesunden Schlafes – Schlafhygiene. Internetquelle:

http://www.psychologie.tu-dresden.de/i2/klinische/psychotherapie_materialien/63_Schlafhygiene.pdf

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